Mobilität - ein Kaufhaus | NTT DATA

Montag, 16. Dez 2019

Mobilität ist ein Kaufhaus – Erfolgsfaktoren von heute und morgen

Mein Name ist Thorsten Scheerer, ich komme aus Mannheim und arbeite als Client Partner bei NTT DATA mit den Automobilbanken an der Mobilität von morgen. Mobilität liegt uns Mannheimern im Blut. Ich nehme Sie daher mit auf eine Reise durch 202 Jahre Mobilitätsgeschichte – von Mannheim nach Berlin.

Mobilität begeistert Groß und Klein

Mobil sein heißt vorankommen. Jeder von uns strebt nach Bewegung – gerne schnell und flexibel – und braucht dafür bestimmte Mittel und Wege. Diese Mittel und Wege bilden das Ökosystem der Mobilität. Beginnen will ich gerne bei der Einführung in dieses Ökosystem von vorn: mit der Einführung des Autos, ein Sinnbild für die heutige Mobilität.

Quelle: pixabay.com

 
Das Auto ist wirklich einzigartig. Es ist eines der wenigen Erfindungen, welches rationale Zweckmäßigkeit mit emotionaler Freude verbindet und so für viele zum leidenschaftlichen Lebensinhalt wird. Kühlschränke und Waschmaschinen sind ähnlich zweckmäßig. Auch sie veränderten das Alltagsleben und die Tagesabläufe ihrer Nutzer nachhaltig. Ebenso transformierten sie wirtschaftliche Ökosysteme grundlegend, indem sie Waschbretter und Eisblöcke aus dem Haushalt verdrängten. Emotion und Leidenschaft erzeugen sie hingegen nicht.
 
Carl Benz, Jahrgang 1844, gründete 1883 seine Rheinische Gasmotorenfabrik in Mannheim. Sein „Benz Patent-Motorwagen Nummer 1“ aus den Jahren 1885 und 1886 gilt als das erste Auto. Doch mit unserem heutigen Verständnis eines Autos hatte dieses noch wenig zu tun – gerade in der Geschwindigkeit.

Mobilität braucht ein Kaufhaus

Einige Jahre später geht es in der Mobilität weiter mit einem starken Motor für eine Bevölkerung, die bereit war für noch mehr Geschwindigkeit. Carl Benz‘ Frau Bertha sah das Potenzial der Erfindung ihres Mannes und unternahm mit dem “Benz Patent-Motorwagen Nummer 3“ die erste Autofahrt aller Zeiten – inklusive Tankzwischenstopp an einer Apotheke. Das Ökosystem der Mobilität, das uns bis heute bewegt, war erfunden. Auch ein Kaufhaus ist ein Ökosystem mit einem großen Angebot, einer Infrastruktur und Menschen mit individuellen Wünschen – wie Verkäufer und Kunden. Dasselbe soll ein Mobilitäts-Ökosystem leisten: Ganz nach individuellem Geschmack von A nach B kommen. Mobilität ist kein „One Trick Pony“, kein eindimensionales Geschäftsmodell. Mobilität ist vielmehr das Zusammenspiel eines breiten Angebots an alternativen oder sich ergänzenden Produkten und Lösungen.

Berlin ist berühmt für Kaufhäuser. Eines davon ist das Kaufhaus Jandorf, 1904 gegründet als Warenhaus am Weinberg und bis 1945 in Betrieb. Zwischenzeitlich als Veranstaltungsort der Mercedes-Benz Fashion Week genutzt, ist das Kaufhaus Jandorf heute die Heimat einer namhaften WG der Automobilbranche: Daimler Mobility und BMW haben sich hier 2019 mit ihrem Joint Venture niedergelassen, um die Zukunft der Mobilität zu gestalten und ihre Kräfte für eine gemeinsame Zukunft zu bündeln. Unter der Dachmarke „Your Now“ bieten sie verschiedene Services wie Car-Sharing, Ride-Hailing, multimodale Dienste sowie Charging- und Parking-Dienste an. Wir Kunden profitieren damit auf unseren Wegen von A nach B von einem reichhaltigeren Angebot. Und genau das macht es so erfolgsversprechend.

Kundenbedürfnisse und Erfolgsfaktoren neuer Mobilität

Damit das Kaufhaus heute erfolgreich bleibt, reicht es jedoch nicht mehr nur das Auto mit seiner einzigartigen Mischung aus Rationalität und Emotionalität anzubieten. Vielmehr erwarten Kunden heute ein diverses Angebot an Mobilitätslösungen und die optimale Vernetzung dieser. Angebote wie Car-Sharing oder Ride-Hailing müssen nicht gleichzeitig oder in gleichem Maße erfolgreich sein. Viel wichtiger ist: Die neuen Angebote müssen leicht zugänglich, überall verfügbar und für verschiedene Zielgruppen konfigurierbar und kombinierbar sein.

Auch im klassischen Kaufhaus verkaufen sich Strickpullover, Badetücher und Regenschirme saisonbedingt nicht immer gleichermaßen gut. In Summe ist es nur wichtig, dass das Gesamtsortiment stimmt und jeder Kunde seinen Vorlieben entsprechend fündig wird. Warenregale, Gänge und Rolltreppen sind in Kaufhäusern die Infrastruktur, die die Kunden zu den Waren führen. Projiziert auf Mobilität gilt das Gleiche: Um ein Ökosystem zu bespielen, braucht es Straßen. Viele Straßen. Dazu kommt eine Infrastruktur jenseits von Asphalt und Parkplatz, die rasant in die mobile Gegenwart führt. Das sind Straßen aus Glasfaser- und Patchkabeln, aus Steckern, Buchsen und viel Blech. Dazu kommen Datenbanken, Softwareanwendungen, künstliche Intelligenz und Big Data sowie Apps für die Kunden, die den Zugang zu den Angeboten eröffnen.

Der Unterschied zur Mobilität, wie sie einst Carl Benz erfand: Es geht nicht mehr um den Kunden, der zufrieden ist, wenn er durch komfortable, sichere und vielleicht auch rasante Fahrt vorankommt. Es geht um etwas Neues.

Neue Erwartungen an die Mobilität der Zukunft

Heutzutage wollen Verkehrsteilnehmer einzelne, unterschiedliche, nach ihrem persönlichen Geschmack ausgerichtete Mobilitätsangebote nutzen: situativ, kontextsensitiv, je nach Anlass, Gelegenheit, Zweck und Ziel. Wem morgens ein komfortabel ausgestatteter Car-Sharing-Kleinwagen lieb ist, dem muss derselbe am Nachmittag nicht geeignet erscheinen.

Vielleicht bevorzugt er dann ein geteiltes Taxi, ein e-Bike oder den Bus. Kundenpräferenzen können sich binnen Minuten ändern – abhängig von inneren Befindlichkeiten und äußeren Einflüssen wie Wetter, Verkehrslage oder Budget. In einem Warenhaus konnten Verkäufer unmittelbar mit ihren Kunden in Kontakt treten, um deren Bedürfnisse zu erfragen und sie dazu beraten. Doch wie können wir unsere Kunden auf den Straßen erreichen? Wir müssen auf spontane Mobilitätsbedürfnisse eingehen können, dazu braucht es gute Vernetzung und Datenverarbeitung.

Drei Grundpfeiler der Mobilität – worauf kommt es in Zukunft an?

Der erste Grundpfeiler definiert die konsolidierte Sicht auf jeden einzelnen Kunden über das gesamte Mobilitätssortiment hinweg. Das ermöglicht, jeden Kunden zu jeder Zeit anzusprechen: Sei es mit Auto, Bus, Bahn oder Fahrrad. Zu jeder Zeit in Abwägung zwischen dem, was nötig, verfügbar und gewünscht ist.

Der zweite Grundpfeiler sind exakte Vorhersagen: Die Fähigkeit, mithilfe künstlicher Intelligenz die Wünsche eines Kunden voraussagen zu können. Damit versetzt man sich in die Lage, das Gewünschte oder Benötigte dem Kunden proaktiv anbieten zu können. Die Ausgangsdaten für solche Vorhersagen werden nicht nur individuelle Faktoren berücksichtigen, sondern auch das soziale Umfeld des Kunden. Er muss zu einem Termin mit Geschäftspartnern? Dann wäre vielleicht ein schöner Mittelklasse Car-Sharing-Wagen gerade recht. Es ist Rush-Hour? Dann sind vielleicht der ÖPNV oder ein Fahrrad die richtige Wahl.

Über das Verkehrsmittel hinaus werden Vorhersagen während der Fahrt das Kundenerlebnis maßgeblich prägen – da sie die Wünsche des Kunden noch besser erfüllen. Welche Musik will der Kunde hören? Will er ein Restaurant besuchen und empfohlen bekommen? Möchte er an seinem Zielort einen Parkplatz vorreservieren? Die Technologien von heute erlauben es, solche Vorschläge aktiv an den Kunden zu adressieren, um aus dem Weg von A nach B nicht einfach eine Fahrt zu machen, sondern ein Erlebnis, das begeistert.

Der dritte Grundpfeiler ist die Datenverfügbarkeit: Kundendaten, Daten zu angebotenen Dienstleistungen und die Fähigkeit, dies alles (mehr)wertstiftend miteinander zu verknüpfen. Die Art und Weise dieser Verknüpfung wird das Nutzererlebnis der Kunden prägen. Je besser verknüpft, desto besser das Erleben.

 

Das Kundenerlebnis wird über den Erfolg neuer Mobilität entscheiden.  

So wie schon vor 134 Jahren – beim Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 – wird es nach wie vor wichtig sein, zweckmäßige Rationalität mit emotionaler Leidenschaft zu verbinden. Diese gilt es herzustellen. In Berlin und überall sonst auch. Darüber hinaus wünschen sich Kunden heute mehr Erlebnis und Mobilitätlösungen, die auf ihre individuellen Wünsche zugeschnitten sind.

Unsere Mobilitätsexperten bei NTT DATA forschen an innovativen Entwicklungen für Smart Cities und an zukunftsorientierten Mobilitäts-Lösungen, auch für die Bedürfnisse der nächsten Generationen. Die Reise dahin lohnt sich – werfen Sie einen Blick auf unsere Veröffentlichungen zum Thema:

NTT Launches Smart Cities Initiative with Las Vegas
NTTdocomo Bike Share Service
Automotive Edge Computing Consortium 
Securing Smart Societies 
Driversity
Ersatzmobilität 
Automotive Whitepaper Serie


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