Interview mit Silke
Was machst du bei NTT DATA?
Als Leading Technical Consultant bin ich im Bereich IT Service Management unterwegs. Ich berate Kunden rund um die Bereitstellung von IT-Services und Digitalisierung.
Du engagierst dich für Frauen in technischen Studiengängen und Berufen. Warum?
Während meines Studiums der Technischen Informatik in den 1990er Jahren war ich in vielen Vorlesungen die einzige Frau. Auch als ich später an der Hochschule selbst Übungen und Vorlesungen gehalten habe, waren Frauen immer noch in der Minderheit. Was mir immer wieder aufgefallen ist: Die Frauen in dieser Männerdomäne waren wirklich gut und engagiert.
Nachdem ich 2008 die akademische Welt verlassen habe, habe ich festgestellt, dass es Frauen gerade in technischen Berufen viel schwerer haben, Karriere zu machen als Männer. In technischen Berufen fehlt daher oft die weibliche Perspektive. Ein Beispiel: Crashtest-Dummys entsprachen lange Zeit nur den Maßen eines durchschnittlichen Mannes, was dazu führte, dass Frauen bei Unfällen eher schwerer verletzt wurden. Heute gibt es Fälle, in denen Künstliche Intelligenz zum Beispiel auf Basis verzerrter Trainingsdaten bestimmte Gruppen benachteiligt, etwa bei automatisierten Bewerbermanagement-Tools oder der Vergabe von Krediten.
Deshalb habe ich damals beschlossen, dass ich mich für Frauen einsetzen und etwas verändern möchte. Für mich gab es von Anfang an zwei wichtige Aspekte, an denen man ansetzen musste: Zum einen Female Empowerment, also Frauen darin zu bestärken, ihren Weg zu gehen. Zum anderen: Frauen generell in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt besser zu positionieren. Das heißt für mich: gläserne Decken abschaffen, den Gender Pay Gap zu verringern und Care-Arbeit wie Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen gerechter zu verteilen.
Weil mir der gesellschaftliche Wandel so wichtig ist, engagiere ich mich bei FidAR e.V., einem gemeinnützigen Verein, der mehr Frauen in Führungspositionen bringen will. FidAR bietet nicht nur ein sehr gutes Netzwerk, sondern arbeitet auch überparteilich daran, die Gesellschaft selbst im positiven Sinne für Frauen zu verändern. Männer sind bei FidAR übrigens auch herzlich willkommen, denn Veränderung kann nur gemeinsam gelingen.
Ich bin auch Mitglied bei PANDA – The Women Leadership Network und Women in Tech, deren Ziel es ist, Frauen das (Selbst-)Vertrauen und die Mittel zu geben, um voran zukommen – und zwar weltweit. Sie spenden zum Beispiel Laptops für Frauen in Afrika. Auch bei NTT DATA haben wir eine Women Community – selbstredend, dass ich mich auch hier engagiere.
Als Ingenieurin habe ich den Ansatz, Themen anhand von Zahlen und Messwerten zu erfassen. Deshalb bin ich 2021 auf die herCAREER gegangen, um mir eine Paneldiskussion über KPIs in Gleichstellungsfragen anzuhören. Dort bin ich auch zufällig am Stand von FidAR vorbeigekommen. Nach einem weiteren Interessent:innen-Treffen war mir klar, dass ich die Ziele von FidAR unterstützen möchte und bin aktives Mitglied geworden.
Was machst du konkret und was sind deine nächsten Pläne?
Ich unterstütze die FidAR Regionalgruppe Süd im Bereich Sichtbarkeit und Kommunikation und werde mich hier auch weiterhin einbringen. Für dieses Jahr sind bereits einige Events und Aktivitäten geplant. Unser Fokus in der Regionalgruppe Süd liegt dieses Jahr auf den Bayerischen Landtagswahlen. Wir planen Panels mit Politiker:innen und werden dabei Wahlprogramme in Hinblick auf Themen zur Frauenförderung analysieren. Außerdem möchte ich mich verstärkt bei Women in Tech engagieren, um mehr Frauen und Mädchen für technische Berufe zu begeistern. Das Germany Chapter wird gerade neu aufgebaut und es gibt viel zu tun.
Nimmst du Dinge aus deinem Engagement mit in deinen Arbeitsalltag?
Ich habe den Anstoß gegeben, gemeinsame Events der NTT DATA Women Community mit Women in Tech zu planen. Konkret planen wir im Frühjahr eine Offline-Veranstaltung in München und haben auch schon über gemeinsame Online-Formate nachgedacht. Ich freue mich sehr, dass Frauen in der IT bei NTT DATA stark gefördert werden. Denn seit meinem Studium bis heute hat sich gesellschaftlich tatsächlich viel getan. Dennoch sind wir als Gesellschaft noch nicht am Ziel und ich werde auch in Zukunft mein privates und berufliches Umfeld inspirieren, hier noch besser zu werden.
Was ist dir sonst noch wichtig, welche Botschaft hast du für uns und vor allem für Frauen in der IT?
Zum einen: Jobs in der IT können zwar technisch sein, aber je nach Job auch sehr kreativ und kommunikativ. Gerade in der Digitalisierung steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt und es gibt viele interessante Berufsfelder. Ich würde mich freuen, wenn dieses Bild nach außen sichtbarer wird und dazu führt, dass sich mehr Mädchen und Frauen für einen Beruf in der IT begeistern.
Zum anderen: Netzwerken ist gerade für Frauen wichtig. Gemeinsam mit anderen kann jede:r mehr erreichen als alleine. In Netzwerken kann man von anderen lernen oder andere unterstützen. Man trifft Menschen mit ähnlichen Interessen und kann sich gegenseitig inspirieren. Man kann gemeinsam Dinge tun, die für einen alleine zu groß sind oder einfach nur plaudern. Darüber hinaus fördern Netzwerke die Sichtbarkeit und sind auch ein nicht zu unterschätzender Karrierebaustein.
NTT DATA bietet tolle Communities, in denen sich alle Mitarbeitenden einbringen können. Und natürlich ist es auch wichtig, sich außerhalb des Unternehmens zu vernetzen – für Männer und Frauen. Es gibt also viele Möglichkeiten, sich für Frauen und Gleichberechtigung einzusetzen. Seid ihr dabei?
It's your turn – Weitere Beiträge dieser Reihe findet ihr hier:
Sustainability Heroes @ NTT DATA: Maurice Ripp im Interview zu "Superhelden fliegen vor" | NTT DATA